Hurrikan Delta - Leben im Hurrikan Gebiet - inklusiv Checkliste

Thailand - Warum wir mal raus mussten! Der Anfang unserer Freiheit!

Mexiko. Palmen, weiße Strände, türkisblaues Meer, Tequila und gutes Essen. 

Stellst du dir so das Leben in Mexiko vor? Dann lies mehr dazu in unserem Mexiko Artikel. Doch es geht auch anders. Denn zwischen Juni und November ist die offizielle Hurrikansaison. Wir kommen jedes Jahr für mehrere Monate nach Playa del Carmen. Hier vermieten wir eine kleines hübsches Airbnb. Natürlich gibt es zu dieser Zeit immer wieder Tropenstürme, begleitet von viel Regen und Überschwemmungen.

Auch den Hurrikan Gamma, mit Stufe 1, der ein paar Tage zuvor eintraf haben wir mitbekommen, doch einen Hurrikan wie Delta hatten wir noch nie erlebt!

Was ist eigentlich ein Hurrikan

Ein Hurrikan ist ein Wirbelsturm im Atlantik und Pazifik der mindestens eine Windgeschwindigkeit von 119 km/h erreicht. Gemessen werden sie nach der Saffir-Simpson-Skala. In den Golf von Mexiko kommen sie vom Atlantischen Ozean her. Wir haben erlebt, dass sie sich meistens in der Nähe der kanarischen Inseln bilden und auf ihrem Weg in die Karibik Fahrt aufnehmen. In der Zeit von Juni bis November gibt sehr viele Wirbelstürme auf dem Meer, die aber nicht alle die Stärke und Dauer eines Hurrikans erreichen.

 

Windgeschwindigkeiten der verschieden Stufen:

 

– Stufe 1 Geschwindigkeiten 119 – 153 km/h

 

– Stufe 2 Geschwindigkeiten 154 – 177 km/h

 

– Stufe 3 Geschwindigkeiten 178 -209 km/h

 

– Stufe 4 Geschwindigkeiten 210 – 249 km/h

 

– Stufe 5 Geschwindigkeiten ab 250 km/h

 

Meistens nimmt die Geschwindigkeit eines Hurrikans auf dem Wasser zu und an Land etwas ab.

Hurrikan "Delta" - Leben im Hurrikan Gebiet

Hurrikan Gamma

Ein paar Tage vor Delta traf Gamma ein. Ein Hurrikan der Stufe 1. Wir wohnen in einem Apartment Haus und alle anderen Nachbarn, mit denen wir gesprochen hatten, blieben ruhig und trafen keine Vorbereitungen. Wir sollen uns keine Sorgen machen sagten sie. Also entspannten wir uns und warteten ab.

In dieser Wohnanlage gibt es einen WhatsApp Gruppenchat und darüber wurden wir ständig informiert. Und tatsächlich, Gamma erwies sich als recht harmlos. Ein paar umgeknickte Äste, herausgerissene Büsche und wackelnde Boote. Weil es die Tage zuvor viel geregnet hatte und die Luftfeuchtigkeit bei fast 90 Prozent war, freuten wir uns sogar über den Wind. Am Tag darauf gingen wir in den Sportpark, schafften etwas Platz und bewegten uns, so wie wir es täglich tun. Wir dachten, einen Hurrikan können wir jetzt von unserer Erfahrungsliste streichen.

Doch weit gefehlt, wie sich 2 Tage später herausstellen sollte.

Hurrikan "Delta" - Leben im Hurrikan Gebiet

Alles eine Frage der Vorbereitung

Wie so vieles im Leben ist es auch im Fall eines Hurrikans eine Frage der Vorbereitung.

So waren wir zum Beispiel, als wir in die Schweiz ausgewandert sind, so gut vorbereitet, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen Auswanderern zu keinen Wartezeiten an der Grenze kam.

Essen, Wasser, Kerzen, Taschenlampen und vieles mehr. In unserer Checkliste erfährst du die wichtigsten Vorbereitungen im Fall eines Hurrikans. Denn das Worst-Case-Szenario wäre, du sitzt in deiner Ferienwohnung, entspannst ein paar Wochen von deinem stressigen Job und wirst plötzlich von einer Naturkatastrophe überrascht.

Leider gibt es Dinge auf die man sich nicht vorbereiten kann. Auch das sollten wir am eigenen Leib erfahren.

Unsere Checkliste damit du in einem solchen Fall vorbereitet bist:

  1. Informiert bleiben.

Checke in regelmäßigen Abständen die Internetseite des National Hurricane Center.

www.nhc.noaa.gov

 

  1. Kaufe dir eine lokale SIM Karte. 

Für den Fall, dass das Internet abgeschaltet wird (in unserem Fall wurde es einige Stunden vorher abgestellt). Anbieter wie Telcel oder AT&T haben ein gut ausgebautes Netz in Mexiko.
Unsere Empfehlung: eine SIM Karte von UNEFON, diese läuft im AT&T Netz und bietet günstige Datentarife an.

 

  1. Lade dir eine Hurrikan Warn-App herunter.

Unsere Empfehlung: den kostenlosen Hurricane Tracker WJXT The Weather Authority

 

  1. Sprich mit Einheimischen. 

Sie sind über ihre Regierung gut informiert, können dir etwas die Angst nehmen und wertvolle Tipps geben.

 

  1. Kaufe genügend Trinkwasser für mindestens 4 Tage ein. 

Trinkwasser ist in diesem Fall das Wichtigste und sollte nicht vernachlässigt werden.

 

  1. Kaufe Lebensmittel.

Für 4 Tage als grober Richtwert, aber auch nicht unnötig viel. Keine Hamsterkäufe! Falls das Stromnetz abgeschaltet wird, oder es zu einem Ausfall kommt, kaufe Lebensmittel ein, die du nicht kühlen und kochen musst.
Unsere Empfehlung: Früchte, Haferflocken, Nuss Milch, Hülsenfrüchte in der Dose und weitere Konserven (Dosenöffner nicht vergessen).

 

  1. Bereite 2 Eimer mit Leitungswasser vor.

Für den Fall, dass du den Toilettenkasten manuell auffüllen musst.

 

  1. Klebe deine Fenster ab.

Wenn die Fenster keinen Hurrikan Schutz haben, dann klebe sie mit einem Gewebe Klebeband (erhältlich im Baumarkt) in Sternform ab. Das verhindert zwar nicht, dass die Fenster kaputtgehen können, aber du hast nicht lauter Glasscherben in der Wohnung.

 

  1. Elektronische Geräte einpacken.

Verpacke elektronische Geräte wie Laptops oder Tablets in Plastiktüten mit einem Zip Verschluss, damit sie vor Feuchtigkeit geschützt sind.

 

  1. Handys und Taschenlampen aufladen.

Lade elektronische Geräte vorher nochmal auf, besorge dir Taschenlampen, Batterien, Kerzen und Streichhölzer.

 

  1. Für den Fall einer Evakuierung.

Stell dir einen Rucksack bereit, mit deinem Geldbeutel, genügend Bargeld, Pass, Hygieneartikel und etwas Kleidung zum Wechseln.

 

Extra Tipp: Ein Wischmopp und genügend Lappen helfen dir im Fall eines Wassereintritts das Wasser zu entfernen.

Der Tag vor Hurrikan Delta

Am Tag vor Hurrikan Delta standen wir ganz normal um 7 Uhr auf, machten uns fertig für die Arbeit und tranken einen Espresso. Ich checkte meinen Hurrikan Tracker und sah eine tropischen Depression mitten auf dem Meer, die noch keinen Namen hatte. Nur wenn sie zu einem Sturm einer gewissen Stärke heranwachsen, werden sie benannt.

Alles war gut.

Nachdem wir gearbeitet hatten, gingen wir einer unserer liebsten Routinen nach. Wir machten Sport.

Auch wenn man sich für ein etwas freieres Leben entscheidet, braucht es feste Routinen im Leben.

Also machten wir uns auf den Weg in den Sportpark. Kauften unterwegs etwas Wasser und verbrachten 2 Stunden in lockerer Bewegung mit Seilspringen, Sprinten und Burpees, gepaart mit guter Musik. Nach unserer Rückkehr duschten wir ausgiebig und bereiteten das Essen vor. Es gab die leckersten tropischen Früchte, lecker aromatischen Koriander und frisch bereitete Guacamole. Dazu selbst gebackenes Brot. Später am Abend las Sandra in ihrem Buch, ich holte den Laptop raus und spielte ein Spiel. Wir unterhielten uns über Sinn und Sinnlosigkeit der Corona Maßnahmen weltweit und dass wir am Wochenende mit einem Glas Weißwein mit Sodawasser, Limette und Pfefferminze anstoßen möchten.

Ein rundum perfekter Tag!

 

Hurrikan "Delta" - Leben im Hurrikan Gebiet

Am Abend gegen 21 Uhr sah ich in der WhatsApp Gruppe des Apartmenthauses 123 neue Nachrichten. Unter anderem die Nachricht: Dios nos protege a todos – Gott schütze uns alle.

Nachdem ich die Nachrichten gelesen und sie Stück für Stück übersetzt hatte, schlug mein Herz wie verrückt. Ich verglich meine Hurrikan Warn-App und die tropische Depression von morgens hatte den Namen Delta und wuchs zu einem ausgewachsenen Tropensturm. Mit Richtung auf Mexiko, und zwar steuerte er auf die Halbinsel Yucatan zu. Er sollte genau zwischen Playa del Carmen und Cancun ca. 24 Stunden später mit Stärke 3 auf Land treffen. Schnell wurde in Quintana Roo die Alarmstufe Rot ausgerufen und es seien umgehend Vorbereitungen zu treffen.

Ich muss zugeben, ich geriet etwas in Panik. Sandra, die währenddessen duschte, kam heraus und fragte mich, warum ich kreidebleich bin. Ich sagte, ich muss nochmal los und zog mich an. Doch als ich die Öffnungszeiten der Supermärkte und des Baumarkts überprüft hatte, war mir klar, dass das um 21.30 Uhr nicht mehr geht.

Ich erzählte Sandra alles und auch sie wurde von einer leichten Panik erfasst. Nachdem die Nachbarn uns mitteilten, dass es diesmal ernst werden wird machten wir uns Sorgen. Es könnte der stärkste Hurrikan seit 15 Jahren werden. Wir überlegten sogar, ob wir am anderen Morgen ein Flugzeug in Richtung Mexiko Stadt nehmen sollten.

Doch wir entschieden uns hier zu bleiben, weil wir unsere Wohnung nicht unbeaufsichtigt lassen wollten.

Eine unruhige Nacht begann…

Der Tag an dem der Hurrikan kam

Um 6 Uhr morgens standen wir auf, gerädert von dieser angespannten Nacht. Ersten Meldungen zufolge sollte der Hurrikan zwischen 20 Uhr und 2 Uhr morgens eintreffen. Das gab uns noch genügend Zeit, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Dachten wir zumindest.

Wir nahmen das Taxi zum Supermarkt und waren kurz vor 7 Uhr dort. Sofort eilten wir zum Bankautomaten und holten genügend Bargeld für ein paar Tage. Dann reiten wir uns in der kleinen Schlange vor dem Eingang ein. Das war nicht die einzige Reihe, in der wir uns im Laufe des Tages anstellen sollten.

Als Erstes gingen wir in die Frucht- und Gemüseabteilung. Wir packten Ananas, Papayas, Mangos und eine Wassermelone in den Einkaufswagen. Wir schnappten uns frischen Koriander, Ingwer, Kartoffeln und Nopal, die großen gesunden Kaktusblätter. Danach sauste Sandra durch die anderen Regale und legte Mehl, Haferflocken, Konserven, Papiertücher und genügen Pflanzendrink in unseren Wagen. Ich suchte in der Zwischenzeit nach Klebeband, Batterien, Taschenlampen, Kerzen und Wasser. Doch leider war alles außer Kerzen schon vergriffen.

An der Kasse angekommen mussten wir schon etwas länger anstehen.

in mexikanischen Kassen im Supermarkt ist nur wenig Bargeld. Sobald jemand viel Wechselgeld bekommt, wird die Schichtleiterin gerufen, um Nachschub zu bringen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das bei ungefähr 10 geöffneten Kassen recht langwierig war.

Zurück ging es wieder mit dem Taxi. Taxis in Mexiko sind sehr günstig. 3 Kilometer kosten 2 Euro.

Um ca. 10 Uhr zu Hause angekommen, kochten wir Kartoffeln vor und backten 2 Brote, um einem Stromausfall zuvorzukommen.

User Tipp: versuche mal ein Brot mit Natron zu backen. Da brauchst du keine Gehzeiten einzuhalten. Schreib uns, falls du das Rezept möchtest. Schmeckt sau lecker!

In Mexiko befinden sich meist Wassertanks auf den Dächern. In unserem Fall ein 700 Liter Tank. Dieser wird über eine Zisterne, wenn nötig 4 x pro Tag befüllt.

Während die Kartoffeln kochten und das Brot im Ofen backte, kletterten wir über eine alte Eisenleiter aufs Dach und kontrollierten, ob auch genügend Wasser im Tank war. Im Notfall reicht ein voller Tank ungefähr eine Woche. Alles kontrolliert trennten wir uns für einen kurzen Moment.

Mittlerweile war es 12 Uhr. Sandra packte unsere Notfalltasche, hängte die Handys nochmal ans Stromnetz und stellte manche Möbel so um, dass falls ein Fenster kaputtgeht, sie nicht im Weg stehen. Ich fuhr zum Baumarkt um Klebeband, Batterien und Taschenlampen zu kaufen. Die Straßen wurden voller.

Am Baumarkt angekommen war eine riesige Schlange bis raus zur Straße. Ich stellte mich an und wartete 10 Minuten. Doch es ging keinen Schritt vorwärts. Zum Hurrikan, gab es noch sinnlose Corona Regeln dazu. Einer kommt raus und einer darf rein.

Also ging ich wieder. Auf meinem Weg passierte ich 2 weitere Supermärkte mit ähnlich langen Wartereihen. Zu meinem Glück kam ich noch an einem Malergeschäft vorbei. Dort konnte ich wenigstens Klebeband kaufen. Nicht das was ich wollte, aber immerhin besser als keines. Im Taxi nach Hause sprach der Gouverneur von Quintana Roo im Radio. Es war 13 Uhr. Alle nicht notwendigen Erledigungen sollten ab jetzt eingestellt werden. Und ab 17 Uhr sollte man das Haus nicht mehr verlassen. Ich sprach mit dem Taxifahrer, wie ernst es doch wäre. Er meinte in einer Wohnung kann außer kaputten Fenstern nichts passieren, doch die Lage sei ernst.

Erneut angekommen teilte ich Sandra das Erlebte mit. Da unsere Akku Taschenlampen voll waren, machten wir uns über Lichtquellen keine Gedanken mehr. Also gingen wir gemeinsam mit unseren Wasserflaschen zu einer Auffüllstation, reihten uns artig am Ende ein (unsere letzte Schlange für heute) und füllten eine 20 Liter und zwei 6 Liter Flaschen auf und brachten das Wasser nach Hause. Dabei passierten wir mehrere Straßen und erlebten unseren ersten Stau hier in einer Nebenstraße. Alle Menschen wollten so schnell wie möglich nach Hause, um ihr Heim vor dem Hurrikan zu schützen. Wir konnten die Nervosität und teilweise auch die Angst der Menschen spüren. Was uns natürlich auch nicht beruhigte.

Inzwischen war es ungefähr 14.30 Uhr. Sofort machten wir uns daran die Fenster sternförmig abzukleben. Für den Fall, dass sie zu Bruch gehen, würden die Splitter wenigstens nicht in der ganzen Wohnung herumfliegen.

Wir waren angespannt, verängstigt, denn wir kannten Hurrikane doch nur aus Hollywood Filmen. Doch Sandra brachte mich zum Lachen, in dem sie sagte, jetzt will sie erst mal noch in den Sportpark und sich bewegen.

Pünktlich um 17 Uhr daheim angekommen, lasen wir die Meldungen, dass der Hurrikan etwas langsamer unterwegs ist als zuerst angenommen. Nun sollte er erst ab 2 Uhr morgens eintreffen. Also haben wir unseren normalen Ablauf begonnen. Immer mit dieser Gewissheit im Hinterkopf, dass da etwas großes Beängstigendes kommen wird.

Gegen 18.30 Uhr kam eine Nachricht der CFE, des mexikanischen Stromversorgers. Sie werden keine geplante Abschaltung des Stromnetzes vornehmen und sie sind sehr gut vorbereitet. Das waren sie auch. Es gab zu keiner Zeit einen Unterbruch in der Stromversorgung. Dafür wurde aber das Internet vorsorglich abgestellt. Das Internet in Playa del Carmen wird teilweise über Antennen auf dem Dach verbunden, welche voll der Kraft der Natur ausgesetzt sind, trotzdem war und ist mir diese Maßnahme nicht ganz klar. Bis das Internet komplett wiederhergestellt war, vergingen dann noch weitere 3 Tage. Doch über unser Smartphone hatten wir 4G Empfang und blieben weiterhin auf dem Laufendem.

Gegen 20 Uhr gingen wir nochmal nach draußen in den Innenhof des Apartmenthauses. Es war unnormal still. Als ob die Natur den Atem anhält und wartet. Eine Nachbarin checkte andere Apartments, die momentan leer stehen. Sonst war niemand auf der Straße. Autos oder Motorräder fuhren zu dieser Zeit fast nicht mehr. Was sehr unüblich war.

Wir entschieden uns früher ins Bett zu gehen, dass wir wenigstens etwas Schlaf bekommen. Kurz vor Mitternacht dann ein kurzes Aufatmen. Wir bekamen über den Gruppenchat die Nachricht, dass der Hurrikan sich 16 Kilometer weiter nördlich verschoben und etwas an Kraft verloren hat. Jetzt bei Puerto Morelos auf Land trifft. Einen Moment dachten wir, oh wie toll, dann können wir ja vielleicht durchschlafen. Doch weit gefehlt…

 

Ab 2 Uhr morgens begann der Regen und es windete etwas. Bei jedem kleinen Geräusch standen wir im Bett, so angespannt waren wir. Doch wir schliefen halbwegs wieder ein. Ab 3.30 Uhr spitzte es sich zu. Der Wind wurde stärker und der Regen kam durch die offenen Fenster. Jetzt wurde es Zeit um die Fenster zu schließen. Gebannt schauten wir auf die Straße und sahen den Bäumen zu, wie sie sich bewegten.


Um 4 Uhr wurde es richtig schlimm. Der Wind heulte. Er hätte eigentlich direkt aus einem Horrorfilm stammen können. Ein hohes schrilles Weinen. So etwas haben wir noch nie gehört. Der Regen peitschte nun diagonal an unsere Fenster. Gepaart mit diesem Wind war es unerträglich laut. Die Fenster in unserem Apartment sind einfach. Keine Doppelverglasung, wie in Deutschland und ganz simpel zum Zuschieben. 

Der Regen drang durch die geschlossenen Fenster. Wir sahen uns völlig ungläubig an. So etwas zu sehen war befremdlich. Das Wasser im Fensterrahmen blubberte, als würde es kochen und das Wasser rann in Strömen auf den Boden. 

Wir nahmen uns alle Lappen heraus, stopften sie in die Schlitze der Fenster, um der Lage Herr zu werden. Dann holten wir Eimer und Handtücher und versuchten das Wasser aufzuwischen. Uns wurde bewusst, wir sind im Vergleich zu der Natur ganz klein. Wenn sie will, hustet sie uns einfach weg. Das Wasser drang sogar unter der Türe durch. Noch nie im Leben haben wir so viele Lappen ausgewrungen. Wir haben davon Blasen an den Händen bekommen. Doch es half alles nichts. Das Nass stand an vielen Stellen bis zu 2 cm hoch. Die Verzweiflung war eine Mischung aus lachen und weinen. Alles begleitet von diesem unerträglichen Heulen.

Nach ungefähr einer Stunde erfolglosen Aufwischens sah ich, wie sich die Fenster nach innen wölbten. Mit jeder Windböe ein Stückchen mehr. Das war der Moment, als ich zu Sandra sagte, wir müssen aufhören. Denn jetzt wurde es zu gefährlich, um unter den Fenstern das Wasser aufzuwischen. Sandra kam nur widerwillig mit ins Badezimmer. Der für uns sicherste Ort. Dort blieben wir ungefähr eine weitere Stunde. Angespannt und schweißgebadet warteten wir darauf, dass die erste Scheibe brach und sahen verzweifelt zu wie weiter Wasser in die Wohnung lief. Doch die Fenster hielten. In der Wohnung über uns flogen Stühle umher. Wir hörten Sachen auf den Boden fallen.

Das Auge des Hurrikans

Wer hat diesen Ausdruck noch nicht gehört? Doch wenn man es nicht erlebt hat, kann man es sich das kaum vorstellen. Um 6 Uhr nahm der Wind langsam ab und der Regen fiel wieder gerade nach unten. Wir dachten, wir hätten es geschafft. Es wurde still. 


Also bewaffneten wir uns mit Nasssauger und Wischmopp und begannen das Wohnzimmer vom Wasser zu befreien. Damit du dir ungefähr vorstellen kannst wie groß der Hurrikan war, es dauerte ca. 45 Minuten, bevor der Wind und der Regen wieder von vorne loslegten.

 

Also 45 Minuten im Auge des Hurrikans!

 

Durch die viele Feuchtigkeit war es unglaublich stickig in unserer Wohnung. Die Fenster beschlugen von innen. Zum Glück öffneten wir zu dieser Zeit noch kein Fenster. Aus dem Auge des Hurrikan heraus, kam der Wind sogar noch heftiger als zuvor. Einige Minuten bangen Wartens…

Zum Glück wehte es jetzt nicht mehr so lange. Zwischen 7.30 und 8 Uhr war dann endlich alles vorbei!

Wir konnten uns an die Aufräumarbeiten machen.
Eimerweise kippten wir das Wasser in den Abfluss, saugten und wischten was das Zeug hält. Wir öffneten die Fenster und ließen frische Luft und die harmlosen Reste des grossen Windes hinein, die herzlich willkommen waren.

Wir sind so froh, dass es allen anderen und uns gut geht. Zwar wurden Dächer abgedeckt, Bäume, Palmen entwurzelt und Autos beschädigt. Aber das sind alles nur Gegenstände.

Wir danken, dass unsere Gebete geholfen haben.

Natürlich kann man sich besser vorbereiten, aber ich denke unseren ersten Hurrikan haben wir ganz gut gemeistert. Nie wieder möchten wir das noch einmal erleben!

Was mich allerdings erstaunt ist die Tatsache, dass der Hurrikan zuerst in Mexiko eintraf, die meisten Medien in Deutschland aber nichts berichteten. Die Berichterstattung begann erst viel später als Delta auf die USA traf.

 

 

Mexiko ein Land zweiter Klasse?

Bildquellen:  https://pixabay.com/ und eigene Bilder.

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